Mein Tier ist Allergiker- und jetzt?

Allergische Hauterkrankungen belasten nicht nur das betroffene Tier, sondern auch seinen besorgten Besitzer. Der ständige Juckreiz setzt die Lebensqualität des Tieres deutlich herab.

Ist man im Besitz eines allergischen Tieres, gilt es zunächst zu verstehen, dass eine Allergie nicht heilbar ist!

Sie kann durch gutes Management und enge Zusammenarbeit von Tierhalter und Tierarzt lediglich in Schach gehalten werden. Dabei ist eine Senkung des Juckreizes um 60-70% schon als großer Erfolg zu werten.Gänzlich juckreizfrei wird in der Regel kein Allergiker!

Die Allergie

Eine Allergie (altgriechisch „Fremdreaktion“) ist eine überschießende krankhafte Reaktion des Abwehrsystems auf meist harmlose Umweltallergene. Es kommt zu Entzündungsreaktionen im Körper und zur Bildung von Antikörpern gegen Stoffe, die versehentlich als gefährlich eingestuft werden.

Somit entsteht eine Allergie meist erst bei Zweit- oder Mehrfachkontakt! Demnach können zum Beispiel auch Inhaltsstoffe eines Futtermittels plötzlich unverträglich sein, obwohl das Tier es schon lange Zeit gefüttert bekommt. Dabei besteht die Unverträglichkeit nicht gegen eine bestimmte Futtersorte oder -marke, sondern gegen einen oder mehrere Inhaltsstoffe ( zB. Rind, Huhn, Hafer, Mais). Getreide ist übrigens nur bei etwa 3% der Futtermittelallergikern die Ursache der Fremdreaktion! Deshalb ist getreidefreies Futter für ein Tier mit einer Futtermittelunverträglichkeit in fast allen Fällen nichtausreichend.

Allergische Dermatitis

Hauterkrankungen durch Ektoparasiten (Milben) gilt es vorab auszuschließen. Sie sind deutlich besser zu therapieren, leider aber auch viel seltener als allergische Hauterkrankungen.

Für das Management einer allergischen Hauterkrankung ist es zunächst wichtig, ihre Ursachen herauszufinden und wenn möglich zu beseitigen. Leider lassen sich viele Umweltallergene wie zB. Hausstaubmilben, Gräserpollen oder Schimmelpilzsporen nicht gänzlich vermeiden.

Bei der sogenannten Atopischen Dermatitis, die der humanmedizinischen Neurodermitis ähnlich ist, bestehen Unverträglichkeiten gegen solche Umweltallergene. Sie tritt meist erstmals im Alter von 1-3 Jahren auf und ist eine chronische allergische Hauterkrankung. Französische Bulldoggen und weiße Tiere mit heller Haut sind bei dieser Erkrankung deutlich überrepräsentiert.

Bestimmte Faktoren können sie verschlimmern oder zum Ausbruch eines Schubes führen:

  • Umweltallergene

  • Futtermittelantigene

  • Hefepilz- und bakterielle Infektionen

  • psychische Faktoren (zB. Stress)

  • Flohspeichelallergie

Für die weitere Diagnostik ist somit eine Futtermittelausschlussdiät oft unerlässlich. Hierbei ist folgendes zu beachten:

  • nur eine Kohlenhydrat- und eine Proteinquelle füttern (bei der Katze nur eine Proteinquelle, da sie reiner Fleischfresser ist) , die in keinem der bisher verwendeten Futtermittel je enthalten war

  • konsequent über mindestens 8-12 Wochen

  • absolut nichts nebenher füttern! – keine Leckerchen, Vitamin Tabletten, Denta Sticks und auch nichts vom Tisch

  • wenn Leckerchen, dann nur aus der gleichen Proteinquelle der Ausschlussdiät (zB. reine Pferdefleischleckerchen zur Ausschlussdiät Pferd und Kartoffel)

  • erste Besserungen nach etwa 3-4 Wochen

  • ggf. juckreizstillende Medikamente begleitend

Serologische Tests (Allergietests über das Blut) sind im Bezug auf Futtermittelunverträglichkeiten leider oft falsch positiv oder negativ. Sie dienen eher zur Diagnostik von Allergien gegen Umweltantigene und als Grundlage für eine Desensibilisierung. Letztere ist sehr kostenintensiv und leider nur zu 50-70% erfolgreich. Beim Desensibilisieren wird der Körper nach und nach an die Antigene gewöhnt, auf die er so stark überschießend reagiert.

Ein dauerhafter Flohschutz kann die Flohspeichelallergieals mögliche Ursache des Juckreizes ausschließen oder bestätigen. Hierbei muss kein starker Flohbefall vorliegen. Bei einem Tier, dass allergisch auf Flohspeichel reagiert, reicht ein einziger Flohbiss schon aus, um schlimmen Juckreiz zu verursachen! Tiere, bei denen Flohspeichel zu einer allergischen Reaktion führt, sollten dauerhaft mit vorbeugenden Flohschutzmedikamenten versorgt werden.

Zum weiteren Management gehören lokale Behandlungen mit Shampoos und Salben und die Verabreichung von juckreizstillenden Medikamenten und ggf. Hautantibiotika und/oder pilzwirksamen Mitteln.

Für jeden Allergiker muss ein individueller Therapieplan erstellt werden.

Ziel ist es, die allergische Dermatitis so gut wie möglich in den Griff zu bekommen und man darf dabei nicht vergessen: eine Heilung ist nicht möglich!

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